#02 Geburtshilfe gestern und heute – zu Besuch in Österreichs größter Geburtenklinik
Der Podcast „Lebenswerk“ gibt Einblicke in die Arbeit der Ordensspitäler, die jährlich mehr als zwei Millionen Patient:innen versorgen. Dabei kommen Menschen zu Wort, die den besonderen Geist der Ordensspitäler leben und jedes der 23 Häuser zu einem Ort menschlicher Zuwendung und Hoffnung machen. In der zweiten Folge sprechen Primar Dr. Andreas Brandstetter, der seit 40 Jahren im St. Josef Krankenhaus Wien tätig ist und seit 29 Jahren die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe leitet, sowie Primar Dr. Roland Berger, Leiter der 2018 neu eröffneten Kinderabteilung mit Neonatologie.
„Früher war es in einem Kreißsaal wie in einem OP – ein sehr helles, grelles Licht. Damals wurde nach der Geburt sofort eine Kinderschwester gerufen, die das Baby abnahm, es badete, maß, wog, anzog und dann der Mutter präsentierte. Heute ist das ganz anders. Wir wissen mittlerweile, dass der Haut-zu-Haut-Kontakt für Mutter und Baby enorm wichtig ist. Heute wird das Baby direkt nach der Geburt auf den Bauch der Mutter gelegt, natürlich auch bei einem Kaiserschnitt“, erklärt Dr. Brandstetter.
Die Eröffnung der Kinderabteilung mit Neonatologie im Jahr 2018 markierte einen weiteren Meilenstein im St. Josef Krankenhaus. „Heute überleben mehr als 90 Prozent der Kinder, die in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Vor 40 Jahren verstarb noch die Hälfte der Frühgeborenen in der 32. Woche“, so Dr. Roland Berger, der ergänzt: „Mit der Neonatologie haben wir eine familienzentrierte Betreuung eingeführt und achten darauf, die Eltern von Anfang an einzubeziehen und das Kind nicht von ihnen zu trennen.“
In der zweiten Folge von „Lebenswerk“ sprechen Primar Dr. Andreas Brandstetter (li.), der seit 40 Jahren im St. Josef Krankenhaus Wien tätig ist und seit 29 Jahren die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe leitet, sowie Primar Dr. Roland Berger (re.), Leiter der 2018 neu eröffneten Kinderabteilung mit Neonatologie unter dem Titel „Geburten damals und heute“ über das gesamte Spektrum moderner Geburtshilfe. © ÖOK Fotodownload
Fokus auf natürliche Geburt
Das St. Josef Krankenhaus Wien ist für seinen Fokus auf natürliche Geburten bekannt. Ein kleine Sensation war die natürliche Drillingsgeburt im Jahr 2020.
„Seit Tausenden von Jahren gelingt es der Menschheit, Kinder auf natürliche Weise zur Welt zu bringen. Warum sollten wir das in den letzten hundert Jahren verlernt haben? Wir fördern die natürliche Geburt, weil sie sowohl für die Psyche der Mutter als auch für das Baby von Vorteil ist. In den 1990er Jahren galt der Kaiserschnitt als Allheilmittel, damals dachte man, das sei das Schonendste. Doch heute wissen wir, dass Babys den natürlichen Geburtsstress benötigen, um sich gut anpassen zu können“, erklärt Dr. Brandstetter.
Dr. Berger ergänzt: „Natürlich streben wir eine natürliche Geburt an, wenn es möglich ist. Aber Sicherheit hat immer oberste Priorität. Im St. Josef Krankenhaus sind die Kreißsäle und Neonatologie direkt nebeneinander, sodass wir im Notfall sofort eingreifen können.“
Sieben Prozent der Frauen leiden an einer Wochenbettdepression
„Der Wochenbett-Blues tritt zwei bis drei Tage nach der Geburt auf und da spielen die Gefühle verrückt. Die Frauen sind plötzlich furchtbar traurig, weinen vielleicht auch aus einem nichtigen Anlass. Der Wochenbett-Blues ist etwas Physiologisches und vergeht nach spätestens zwei Wochen. Die Wochenbettdepression hingegen ist etwas Krankhaftes. Etwa sieben Prozent der Frauen können eine Wochenbettdepression entwickeln. Sie kann sich zwar in manchen Fällen von selbst bessern, dennoch wird eine Therapie empfohlen. Diese besteht einerseits aus einer Psychotherapie in Form von Gesprächstherapie, die wir mit unseren Therapeutinnen hier im Haus anbieten, und andererseits aus einer medikamentösen Behandlung“, erläutert Dr. Brandstetter.
Mehr als 4.000 Babys kommen jedes Jahr im St. Josef zur Welt
Den Grundstein für das St. Josef Krankenhaus Wien, einem der 23 Ordensspitäler Österreichs, legten die Schwestern der Salvatorianerinnen. Eröffnet wurde es 1930 auf dem Gelände des ehemaligen Sanatoriums Rosenthal in Hacking, das damals als Nervenheilanstalt diente. 1936 fiel der Startschuss für die geburtshilfliche Abteilung. Das St. Josef Krankenhaus Wien ist heute die größte Geburtsklinik Österreichs. Jedes Jahr werden dort mehr als 4.000 Babys geboren.
In jeder Folge von „Lebenswerk“ wird ebenfalls eine besondere Initiative aus einem der 23 Ordensspitäler Österreichs vorgestellt, diesmal das Projekt „YoungMum“ im St. Josef Krankenhaus Wien. Jährlich werden dort um die 80 schwangere Teenager vor und nach der Schwangerschaft begleitet. Die jüngste Mutter, die betreut wurde, war 13 Jahre alt.
Den Podcast „Lebenswerk“ der Ordensspitäler Österreichs“ finden Sie auf allen gängigen Plattformen und auf www.ordensspitaeler.at/podcast.
Ordensspitäler Österreichs
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.100 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.
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