
#05 Das grüne Krankenhaus: Wie Narkosegase und entnommene Implantate recycelt werden
Krankenhäuser können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten: In Österreich entfallen fünf bis sieben Prozent der Treibhausgasemissionen auf das Gesundheitswesen. Doch welche konkreten Maßnahmen haben die Ordensspitäler Österreichs bereits umgesetzt, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern? Und was funktioniert dabei besonders gut? Diese Fragen beantworten in der aktuellen Folge des Podcasts „Lebenswerk“ die Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagerinnen Helene Großauer (Ordensklinikum Linz) und Claudia Schmidt (Krankenhaus St. Josef in Braunau). Sabrina Fehringer vom Orthopädischen Spital Speising stellt im Podcast „Lebenswerk“ ein außergewöhnliches Recycling-Projekt vor.
So viel CO₂ eingespart, um 40 Einfamilienhäuser ein Jahr lang zu beheizen
Im Krankenhaus St. Josef in Braunau, einem Ordensspital der Franziskanerinnen von Vöcklabruck und der Vinzenz Gruppe, wird Energieeffizienz großgeschrieben. Ein neues Energierückgewinnungssystem im jüngsten Bauteil hat innerhalb von nur drei Monaten 120 Tonnen CO₂ eingespart – genug, um 40 Einfamilienhäuser ein Jahr lang zu beheizen. Ein weiteres innovatives Projekt ist ein System zur Filterung und Wiederaufbereitung von Narkosegasen.
„Narkosegase sind weitaus schädlicher für die Atmosphäre als CO₂. Um dem entgegenzuwirken, hat unsere Anästhesieabteilung den Einsatz dieser Gase reduziert und setzt nun überwiegend auf intravenöse Narkosemedikamente. Wo Narkosegase weiterhin erforderlich sind, kommt ein spezielles System zum Einsatz, das die ausgeatmeten Gase der Patient:innen mit einem Kohlefilter aufnimmt. Ist dieser Filter voll, wird er an den Hersteller zurückgeschickt, aufbereitet und das Narkosegas kann wiederverwendet werden. So gelangen keine schädlichen Gase in die Atmosphäre“, erklärt Claudia Schmidt.
Weitere Maßnahmen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks im Krankenhaus St. Josef in Braunau umfassen unter anderem eine effiziente Gebäudeleittechnik sowie die Nutzung von Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Zudem bezieht das Krankenhaus 100 Prozent grünen Strom und hat den Einsatz fossiler Energieträger durch eine Pelletheizung reduziert. Der für die Sterilisation von Instrumenten benötigte Dampf wird nun mit Strom anstatt mit Erdgas erzeugt.
Rauf aufs Fahrrad!
Auch das Ordensklinikum Linz, bestehend aus den beiden Standorten Barmherzige Schwestern und Elisabethinen, setzt zahlreiche nachhaltige Maßnahmen um. Die Basis dafür bildet das europäische Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). Seit 2022 ist das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern EMAS-zertifiziert, die Elisabethinen befinden sich derzeit im Zertifizierungsprozess. Dieses System bildet die Grundlage für eine Vielzahl von Nachhaltigkeitsinitiativen – etwa die Reduktion von PET-Flaschen, die Nutzung von 100 Prozent erneuerbarer Energie und die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung.
Im November 2024 wurde das Ordensklinikum Linz für seine umweltfreundliche Mobilitätsinitiative mit dem „Best Practice Award“ des Gesundheitsministeriums ausgezeichnet.
„Wir haben Autoparkplätze in Fahrradparkplätze umgewandelt und zusätzlich überdachte, versperrbare Abstellflächen für Fahrräder geschaffen. Mitarbeitende können ihre E-Bikes kostenlos laden und zweimal im Jahr einen kostenlosen Fahrradcheck in Anspruch nehmen. Zudem bieten wir Fahrradreparatur-Workshops an. Auch Dienstwege wollen wir umweltfreundlicher und attraktiver gestalten – dazu kooperieren wir mit City Bike Linz. Über unsere Mitarbeiter-App können öffentliche Verkehrswege geprüft, Punkte gesammelt und attraktive Preise gewonnen werden“, berichtet Helene Großauer, Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagerin im Ordensklinikum Linz, die weiters betont: „Das trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern fördert auch die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Recycling von Explantaten: Ein einzigartiges Projekt im Orthopädischen Spital Speising
In der neuesten Folge des Podcasts „Lebenswerk“ wird ein weiteres außergewöhnliches Recycling-Projekt vorgestellt. Im Orthopädischen Spital Speising im 13. Wiener Gemeindebezirk werden Explantate – also Schrauben oder Nägel, die aus medizinischen Gründen entnommen werden müssen – in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt.
„Die entnommenen Implantate gehören den Patient:innen, die selbst entscheiden können, ob sie diese zurückhaben möchten oder der Wertstoffsammlung zur Verfügung stellen“, erklärt Sabrina Fehringer vom Orthopädischen Spital Speising. „80 Prozent der Patient:innen entscheiden sich für das Recycling – vor allem Kinder möchten ihre entnommenen Implantate aber oft als Erinnerungsstück behalten.“
Die Explantate werden so aufbereitet, dass sie bedenkenlos recycelt werden können. Ein spezialisierter Recyclingpartner holt die Materialien vom Orthopädischen Spital Speising ab und bereitet sie weiter auf. Die Erlöse aus dem Recycling fließen an einen wohltätigen Verein. „Es handelt sich zwar nicht um große Summen, aber finanzielle Gründe stehen bei diesem Projekt nicht im Vordergrund. Uns ist es wichtig, wertvolle Rohstoffe dem Recyclingkreislauf zuzuführen“, so Fehringer.
Den Podcast „Lebenswerk“ der Ordensspitäler Österreichs finden Sie auf allen gängigen Plattformen und auf www.ordensspitaeler.at/podcast.
Ordensspitäler Österreichs
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.100 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.