Welchen Mut brauchen wir? – Was unsere Gesellschaft jetzt stärkt.
V. l. n. r.: Peter Rosegger, Walter Schaupp, Lisz Hirn, Eva Weissenberger, Kathrin Karloff. (c) Neuhold
Welchen Mut wir heute, in einer von idealen Identitäten geprägten Gesellschaft, in der Superhelden hoch im Kurs stehen, brauchen, war zentrale Frage des hochqualitativen philosophischen Abends. „Helden- und Superheldengeschichten gehören zu den wirkmächtigsten Fantasien der Menschheitsgeschichte“, so Hirns umgreifende These zu Beginn. Technologie, Marktwirtschaft und Massenmedien hätten jedoch die klassischen Helden ins Abseits gedrängt. An ihre Stelle seien die unverwundbaren, perfekten Superheld*innen getreten, die ständig die Welt retten, diese jedoch nicht verändern wollen. Vielmehr seien heute Vorbilder für mündige Bürger*innen nötig: Menschen mit Maß, die etwas auch dem simplen Grund tun, weil es für sie richtig ist – nicht, weil sie, Heldenfiguren ähnelnd, den Applaus brauchen.
Den Mut, die persönliche Entscheidung für das Richtige zu treffen, hierbei Fehler zu machen, sowie den Mut zur Mäßigung nehme sie als Impuls aus dem differenzierten Gespräch mit, betonte Eva Weissenberger. Walter Schaupp plädierte aus theologischer Sicht für eine unheroische Selbsterkenntnis und -ermutigung in Beziehung und Dialog mit Gott und den Mitmenschen: „Ich muss mich selber ändern. Punkt.“ Diese persönliche Entscheidung müsse eingebettet sein in eine neue, stärkende gesellschaftliche Haltung, so Lisz Hirn in ihrem jüngsten Buch: „Vielleicht müssen wir unserer conditio humana, also den Umständen des Menschseins, ins Auge sehen. Was, wenn wir uns dazu entschließen, menschliche Eigenschaften wie Verletzlichkeit, Sterblichkeit und Empfindsamkeit nicht mehr als Schwäche zu sehen?“ (In: ‚Wer braucht Superhelden? Was wirklich nötig ist, um unsere Welt zu retten‘. Wien: Molden Verlag 2020).
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[kerstin stelzmann]