Neuartige innovative Operationsmethode bei komplexen Schulterverletzungen
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Problemregion Schulter: Die Schulter ist jener Bereich des menschlichen Bewegungsapparats, der besonders komplex und daher auch schwer zu therapieren ist. (c) Heike Frohnhoff_Pixabay
Der passionierte Schwimmer, Herbert Kuttner, litt nach einem Sturz an einer irreparablen Ruptur der Supraspinatussehne, der wichtigsten Sehne der Rotatorenmanschette in der Schulter. Der Sehnenriss war zu gravierend, um genäht zu werden. Doch dank der neuartigen Operationsmethode, die von der Expert:innen der Orthopädischen Abteilung am Ordensklinikum Linz entwickelt wurde, hat der 70-Jährige heute fast die uneingeschränkte Funktion seiner Schulter zurück. „Es war eine Rettungsoperation“, erklärt Prim. Priv.-Doz. DDr. Reinhold Ortmaier, Abteilungsleiter der Orthopädie am Ordensklinikums Linz Barmherzige Schwestern. „Bei so einer ausgeprägten Verletzung wie bei Herrn Kuttner steht üblicherweise die reine Schmerzlinderung im Vordergrund. Durch die neuartige Kombination von zwei bewährten Behandlungsmethoden konnten wir jedoch das Gelenk wieder so weit herstellen, dass der Patient mittlerweile sogar an Schwimmwettbewerben teilnehmen kann.“
Ich will wieder schwimmen!
„Vor der Operation wurde ich gefragt, was ich unbedingt wieder können will“, erzählt Herbert zwei Jahre nach der OP. „Für mich war die Antwort ganz klar: ich will wieder schwimmen!“ Bei einem klassischen Sehnenriss werden normalerweise die biologischen Sehnen chirurgisch wieder zusammengenäht. Ist die zu überwindende Strecke zu groß oder zu wenig biologisches Sehnenmaterial übrig, muss auf andere Techniken zurückgegriffen werden. In diesem Fall findet die sogenannte Superiore Capsula Repair (SCR) Anwendung, bei der ein Dermaltransplantat in die Schulter eingeflochten wird und so das fehlende Sehnenmaterial ersetzt. Alternativ kann auch die körpereigene Bizepssehne der Patient:innen verwendet werden. Diese Methode ist neuer, kostet außerdem weniger und hat sich ebenfalls bereits bewährt.
Das Beste aus beiden Methoden führt zu guten Ergebnissen
Die Spezialist:innen des Ordensklinikum Linz verbinden nun beide Herangehensweisen. Diese Behandlungsart wurde am Ordensklinikum Linz entwickelt und die entsprechende Literatur dort ebenfalls publiziert. „Wir ziehen uns quasi sowohl Hosenträger als auch einen Gürtel an“, beschreibt Prim. Ortmaier den Hintergrund. „Mit der Kombination aus SCR und Bizepssehnenersatzplastik können wir gute Ergebnisse erzielen, da das Beste aus beiden Methoden herausgeholt wird. Fälle wie jener des Herrn Kuttner freuen uns als Behandelnde natürlich besonders, da eine vollständige Wiederherstellung bei Patient:innen seines Alters und seines Verletzungsgrads nicht selbstverständlich ist.“ Voraussetzung für die Methode ist eine gute Knorpelsituation und ein angemessener Gesundheitszustand der bzw. des Betroffenen. Herrn Kuttner kam seine gute sportliche Verfassung ebenfalls sehr zugute: „Ich habe immer schon viel Sport gemacht und finde das auch im Alter besonders wichtig. Ich freue mich ungemein, dass ich auch jetzt nach der großen OP den Sport voll genießen kann.“
Voller Erfolg: Ein Jahr nach der Schulter-OP konnte Herbert Kuttner wieder bei der Atterseeüberquerung mitmachen, er belegte in seiner Altersklasse sogar den ersten Platz. (c) privat
Minimalinvasiver arthroskopischer Eingriff
Die Operation an der Schulter kann minimalinvasiv arthroskopisch durchgeführt werden. Sie dauert im Schnitt etwa 1,5 Stunden und erfordert einen kurzen stationären Aufenthalt von ein bis zwei Tagen. Anfangs müssen die Patient:innen sechs Wochen eine Schlinge tragen, danach können sie die Schulter wieder frei bewegen. Nach zehn bis zwölf Wochen und begleitender Physiotherapie kann das Gelenk auch wieder bei der Sportausübung belastet werden.
„Die Reha hat für mich gleich im Spital begonnen, später war ich dann in einem Reha-Zentrum“, beschreibt der sportliche Patient seinen Regenerationsprozess. „Ich habe mich voll reingehängt und auch daheim fleißig meine Übungen gemacht. Nach acht bis zehn Wochen war schon wieder viel Bewegung möglich. Und ein Jahr nach der OP konnte ich dann bei der Atterseeüberquerung mitmachen, bei der ich in meiner Altersklasse sogar den ersten Platz belegte.“ Die Alternative zur gewählten Behandlung wäre der Einsatz einer Prothese gewesen. Diese Methode hätte jedoch einen aufwändigeren Eingriff bedeutet und einen längeren Heilungsprozess nach sich gezogen.
Erfolgsgeschichten wie diese motivieren andere Patient:innen und geben Hoffnung, denn die eigene Einstellung und das eigene Engagement tragen wesentlich zur Regeneration bei. „Wenn man will, dann kann man“, sagt Herbert Kuttner.
Quelle: Ordensklinikum Linz