Klinikum Wels-Grieskirchen: Unterstützung für Sternenkinder-Familien
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1.200 Kilometer für mehr Wahrnehmung zum Thema Sternenkinder in der Öffentlichkeit: Bei seinem Lauf quer durch Österreich macht Schriftsteller und Marathonläufer Rainer Juriatti Stopp am Klinikum Wels-Grieskirchen. © Klinikum Wels-Grieskirchen / Nik Fleischmann
Statistisch gesehen verlaufen in Österreich rund vier von zehn Schwangerschaften auf diese Weise, man geht von 10.000 bis 12.000 Sternenkindern jährlich aus.
Margot Brucker, Seelsorgerin am Klinikum Wels-Grieskirchen, streicht die Wichtigkeit einer umfassenden Betreuung von Sternenkinder-Familien heraus: „Es gibt unendlich viele verschiedene Geschichten. Manche Babys versterben in der frühen Schwangerschaft noch im Mutterleib, andere kommen zu früh auf die Welt und sind nicht lebensfähig. Wie für die Eltern sind auch die Gegebenheiten für die betreuenden Klinikum-Mitarbeiter ganz unterschiedlich. Damit das Netzwerk zur Betreuung der Familien von Sternenkindern gut funktioniert, schließt es Hebammen, Experten der Gynäkologie, der Pflege, der Psychologie und der Sozialarbeit sowie das Team der Seelsorge ein.“ Viele Fragen tun sich auf allen Seiten auf: „Muss die Geburt eingeleitet werden, da sonst Gefahr für die Mutter besteht? Möchten die Eltern das Kind nach der Geburt halten, Zeit mit ihm verbringen? Welche Möglichkeiten des Abschiednehmens gibt es?“, zählt Brucker auf.
Was helfen kann
Die betreuenden Teams gehen davon aus, dass je bewusster und selbstbestimmter Familien der Situation begegnen können, desto besser die Erfahrung angenommen und ins weitere Leben integriert wird. Die Seelsorgerin fasst zusammen, was dabei helfen kann: „Die Eltern sollen über alle medizinisch vertretbaren Möglichkeiten informiert werden, wie sie ihr Kind bekommen können. Nach der Geburt sollte unbedingt die Möglichkeit bestehen, das Kind in geborgener Umgebung zu sehen oder auch zu halten. Auch ältere Schwestern oder Brüder sind Trauernde und sollen die Möglichkeit haben, sich vom Geschwisterchen zu verabschieden. Fotos vom Kind, ein Kleidungsstück oder ein Stofftier können wertvolle Erinnerungsstücke sein. Für die Zeit nach der Geburt ist es für die Angehörigen wichtig, miteinander und mit Vertrauten über ihr verstorbenes Kind zu sprechen.“ An beiden Klinikum-Standorten stehen den Eltern von Sternenkindern Hauptansprechpersonen zur Seite, um sowohl Krankenhaus-intern geforderte Fachkräfte zu vernetzen als auch mit externen Organisationen unterstützende Kontakte zu knüpfen – dazu zählen Sternenkindfotografen und professionelle Begleitung durch Vereine wie „Zoe“, „Pusteblume“ und „mein-Sternenkind.net“.
Margot Brucker,Seelsorgerin am Standort Grieskirchen, Klinikum Wels-Grieskirchen. © Klinikum Wels-Grieskirchen / Nik Fleischmann
Begleitung und Rituale für die Zeit Ihrer Trauer
Auch ein Trauerort kann eine wichtige Rolle spielen. Manchmal eignet sich ein Platz in den eigenen vier Wänden für die Erinnerung ans Sternenkind. „Auch ein Begräbnis ist ein sehr bedeutsames Ritual, um den Gefühlen der Trauer bewusst zu begegnen und den Tod des Sternenkindes zu akzeptieren“, so Brucker. Sowohl am Welser Stadtfriedhof als auch auf dem St.-Sebastian-Friedhof in Grieskirchen gibt es Grab- und Gedenkstätten für Sternenkinder. Die Krankenhausseelsorge gestaltet mehrmals jährlich pro Standort ein interreligiöses gemeinschaftliches Begräbnis für die Sternenkinder, die in den Monaten davor gestorben sind. Am Welser Friedhof findet gemeinsam mit den Familien der frühverstorbenen Kinder im Zwei-Monats-Rhythmus eine Beisetzungsfeier statt – jeweils am letzten Freitag der ungeraden Monate (Jänner, März, Mai, Juli, September, November). Am St.-Sebastians-Friedhof in Grieskirchen wird am Mittwoch, den 12. Juni 2024 um 17:00 Uhr die nächste Beerdigung für zu früh und still geborene Kinder abgehalten.
Das Sternenkind in der Gesellschaft
Für Margot Brucker ist es wichtig, dass die Bewusstseinsbildung zur Thematik in der gesamten Gesellschaft vorangetrieben wird, damit Betroffene offen über ihre Trauer sprechen und sich austauschen können, um schließlich in ihrem Schicksal nicht alleine zu bleiben. Mit der Aktion „1.200 Kilometer für Sternenkinder“ macht zum Beispiel der Grazer Schriftsteller, Marathonläufer und fünffache Sternenkindvater Rainer Juriatti auf das Thema aufmerksam. Am 26. April 2024 ist er zu einem besonderen Lauf gestartet: In 40 Etappen sorgt er quer durch Österreich für Awareness-Steigerung. Auf seiner Reise legt er täglich rund 35 Kilometer und insgesamt an die 10.000 Höhenmeter zurück, ausgestattet mit einem rund 45 Kilo schweren Sportkinderwagen. Am 22. Mai machte er Halt am Klinikum Wels-Grieskirchen, wo er in einem Austausch mit den am Klinikum involvierten Berufsgruppen die Unterstützung von Sternenkind-Familien beleuchtete.
Das Klinikum Wels-Grieskirchen
Das größte Ordensspital Österreichs ist eine Institution der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz und der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. Mit 35 medizinischen Abteilungen, 1.251 Betten und rund 4.200 Mitarbeitern leistet das Klinikum Wels-Grieskirchen umfassende medizinische Versorgung in Oberösterreich. Der Gesundheitsversorger verzeichnet rund 65.000 stationäre Entlassungen jährlich. Aufgrund seiner zahlreichen Schwerpunkte und Kompetenzzentren bündelt das Klinikum fachübergreifendes Know-how und ermöglicht interdisziplinäre Diagnosen und Behandlungen zum Wohle der Patienten.
Quelle: Das Klinikum Wels-Grieskirchen