
#04 Darmgesundheit, das unterschätzte Fundament unseres Wohlbefindens
Die Fastenzeit eignet sich ideal, um die eigene Ernährung zu überdenken und der Darmgesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Oberärztin Dr. Dagmar Sobe-Schmid, Expertin für Ernährungsmedizin, und Primar Dr. Hans Peter Gröchenig von der Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan erläutern in Lebenswerk, dem Podcast der Ordensspitäler, das oft unterschätzte, aber essenzielle Thema der Darmgesundheit.
„Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unserem Darm ist eine sehr junge Disziplin. Was wir heute über die Funktionsweise unseres Verdauungstrakts, die Zusammensetzung unserer Darmflora und den Einfluss unseres Mikrobioms auf den gesamten Körper wissen, ist eine relativ neue Erkenntnis der letzten 10 bis 15 Jahre“, betont Dr. Gröchenig im Podcast. „Fakt ist, die Gesundheit wie auch die Krankheit geht aus unserem Verdauungstrakt hervor.“
Ballaststoffe als Gamechanger
Die beiden Mediziner:innen des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan, eines der 23 Ordensspitäler Österreichs, erklären im Podcast Lebenswerk, warum eine gesunde Ernährung mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln und ausreichend Ballaststoffen entscheidend ist. Sie geben praxisnahe Tipps für den Alltag und beleuchten das Mikrobiom – die Gesamtheit der Mikroorganismen in unserem Darm.
„Wenn man einen Gamechanger festmachen möchte, dann sind es die Ballaststoffe“, sagt Dr. Sobe-Schmid. „Ballaststoffe spielen eine zentrale Rolle für das Darmmikrobiom. Das Mikrobiom besteht aus Milliarden von Bakterien und Zellen, die ebenfalls Nährstoffe benötigen. Geben wir unserem Körper nur industriell gefertigte Produkte und Zucker, können sich diese Bakterien nicht vermehren, und das Mikrobiom verarmt. Mit ausreichend Ballaststoffen hat man ein ausgewogenes Mikrobiom und ist gut gerüstet. Denn mit der Ernährung beeinflusse ich nicht nur meinen Stoffwechsel und meinen Darm, sondern mein gesamtes Wohlbefinden.“
Ausgewogenheit statt Verbote
Dr. Sobe-Schmid betont: „Verbote sind nicht zielführend. Ich empfehle die 80:20-Regel – zu 80 Prozent auf eine ausgewogene Mischkost mit vorwiegend unverarbeiteten, saisonalen und regionalen Lebensmitteln zu achten. Alles mit Maß und Ziel, die richtige Dosis macht den Unterschied.“
Dr. Gröchenig weist im Podcast Lebenswerk auf eine negative Entwicklung hin: „Unsere Ernährung wird immer ballaststoffärmer, damit verhungert unser Mikrobiom. Die Bakterien haben wichtige Funktionen, die weit über die Verdauung hinausgehen. Man weiß heute, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische und psychiatrische Erkrankungen, aber auch chronische Entzündungen wie Rheuma häufig durch ein Ungleichgewicht in unserer Darmflora ausgelöst oder begünstigt werden. Menschen beispielsweise in Asien, die sich zunehmend unserem westlichen Lebensstil anpassen, entwickeln vermehrt typische Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Übergewicht.“
Coping School in Wien: Ganzheitliche Hilfe für Menschen mit Übergewicht
Wie in jeder Folge von Lebenswerk wird auch diesmal eine besondere Initiative aus einem der 23 Ordensspitäler Österreichs vorgestellt – diesmal die Coping School am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien in der Stumpergasse im 6. Bezirk, das heuer sein zehntes Bestehen feiert. Es handelt sich um ein einzigartiges Programm speziell für Menschen mit Adipositas.
Primaria Dr. Larisa Dzirlo MSc, Vorständin der III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik, erklärt das ganzheitliche Konzept: „Dieses Programm setzt auf Verhaltensänderung, Bewegung, Ernährungsumstellung und medizinische Betreuung. Es dauert zehn Wochen. Die Patient:innen kommen einmal pro Woche zu uns ins Krankenhaus. Der Stundenplan umfasst diätologische Beratung durch eine Ernährungswissenschaftlerin, Psychotherapie, Bewegungstherapie, Akupunktur und eine medizinische Sprechstunde.“
Die Kosten für die Coping School werden von der Krankenkasse übernommen. Das Programm richtet sich an Menschen mit einem Body-Mass-Index ab 30.
Podcast Lebenswerk
Der Podcast „Lebenswerk" gibt Einblicke in die Arbeit der Ordensspitäler, die jährlich mehr als zwei Millionen Patient:innen versorgen. Dabei kommen Menschen zu Wort, die den besonderen Geist der Ordensspitäler leben und jedes der 23 Häuser zu einem Ort menschlicher Zuwendung und Hoffnung machen.
Den Podcast „Lebenswerk“ der Ordensspitäler Österreichs“ finden Sie auf allen gängigen Plattformen und auf www.ordensspitaeler.at/podcast
Ordensspitäler Österreichs
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.100 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.
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